Praxisbericht
Kartoffelbau – 9&10/2023 (74. Jg.)
Qualität vom Feld bis ins Regal
Keimhemmung mit ARGOS® – Erfahrung nach drei Jahren
Neben der Haltung von Hühnern im Freiland konzentriert sich Christoph Vienenkötter, 30 Jahre, in seinem Betrieb im münsterländischen Everswinkel auf den Anbau und die Lagerung von Speisekartoffeln. Sowohl die Eier als auch die Speisekartoffeln vermarktet er überwiegend unter seiner eigenen Marke in den Filialen des Lebensmitteleinzelhandels von EDEKA und REWE in einem Umkreis von 30 km mit Schwerpunkt in der Stadt Münster. Der studierte Landwirt zieht nach drei Jahren Resümee über den Einsatz von ARGOS zur Keimhemmung bei der Lagerung von Kartoffeln.
Verändertes Einkaufverhalten erfordert Umdenken
Die Änderung des Einkaufsverhaltens der Gesellschaft und abnehmende Kundschaft auf Wochenmärkten oder auf Eiertouren erforderten ein Umdenken der Vermarktungswege. Nach der Übernahme des elterlichen Betriebs 2017 stellte Christoph Vienenkötter diesen daher neu auf. Er fand über den LEH neue Absatzwege und baute 2018 einen neuen Freilandhaltungsstall für 10.000 Legehennen, um auf die wachsenden Tierwohlstandards der Bevölkerung einzugehen.
Für Christoph Vienenkötter steht die Qualität seiner Ware im Fokus.
Auch investierte er in die Kartoffeltechnik. So kam eine neue Absackeinrichtung zum Einsatz. Damit wurden herkömmliche Polyraschelsäcke, in denen meistens 2,5-kg-Säcke angeboten wurden, auf eine Absackung in 1,5-kg-Papiertüten umgestellt. „Besonders wichtig ist mir dabei das Thema Nachhaltigkeit. Sowohl die Kartoffeln als auch die Eier verpacken wir somit in Papier. Ergänzt durch die kurzen Transportwege in unserer Region können wir so jederzeit frische Qualität liefern“, so der Landwirt.
Ebenfalls investierte Vienenkötter 2019 in eine neue Lagerhalle für seine Kartoffeln. Mittlerweile baut er auf rund 30 Hektar einen vielfältigen Mix von Speisekartoffeln der Sorten Belana, Alexandra, Torenia, Corinna, Annabel, Glorietta, Simonetta, Lilli und Cilena an. Besonders froh ist Vienenkötter, dass Getreideanbau zur Veredlung die überwiegende Bewirtschaftungsform im Ostmünsterland darstellt und dadurch der Flächentausch mit benachbarten Betrieben sehr gut funktioniert. Dadurch sind lange Anbaupausen möglich, weshalb insgesamt ein geringer Krankheits- und Schädlingsdruck besteht.
Lagerung mit regenerativer Energie
Christoph Vienenkötter erntet insgesamt rund 1.200 Tonnen Kartoffeln im Jahr. Teilweise stehen seine Kartoffeln unter Folie, um den LEH bereits früh im Jahr mit neuer Ernte beliefern zu können. Gut 600 Tonnen werden in der neuen Lagerhalle eingelagert. Hier setzt der Landwirt Vienenkötter auf die Lagerung in Kisten und eine Lüftung/Kühlung mittels Gaugele-Kombi-Kühler. Wichtig ist ihm, dass auch hier der Strom für die Kühlung über eine eigene Solaranlage auf dem Dach der Halle und somit nachhaltig erzeugt wird. Mit dem Bau der Halle ist es ihm nun möglich, den LEH durchgängig über das ganze Jahr zu beliefern. „Früher – auch noch zu den Zeiten meines Vaters – war es üblich, dass die Bevölkerung selbst Kartoffeln einkellerte. Dabei nahmen sie auch bereits größere Mengen im Herbst ab.“ Dieses hat sich mittlerweile gewandelt, da die Verbraucher selbst nicht mehr einlagern und nur noch bedarfsgerecht einkaufen, ist die betriebseigene Lagerung sein größtes Plus.
Haltbarkeit ist das zentrale Thema
Sicherlich wurde dieses durch den Wegfall von Chlorpropham begünstig, weshalb sich Kartoffeln nach Ansicht von Vienenkötter in der Wohnung nicht mehr allzu lange keimfrei halten. Aber auch für Vienenkötter selbst stellt die keimfreie Lagerung seiner Kartoffeln bis hinein in den Juni des Folgejahres eine besondere Aufgabe dar. „Wir nutzen auf unserem Betrieb möglichst in jeder Sorte und auf jedem Standort FAZOR®, auch wenn die Anwendungsbedingungen für das Produkt nicht immer einfach sind, so können wir doch ganz klar einen Vorteil in der Haltbarkeit der Kartoffeln, bis diese wieder keimen, im Regal beobachten. Das ist für uns als Direktvermarkter das zentrale Thema!“ Dennoch konzertiert er, dass es schwierig ist, trotz der vollen Aufwandmenge von 5 kg/ha FAZOR und der Kühlung – Vienenkötter lagert seine Kartoffeln bei 4°C – die Kartoffeln ab März keimfrei zu halten.
Die Qualität von Feld bis ins Regal zu erhalten, da ist das Ziel.
Trockenheit und Hitze als Herausforderung
„Besonders Jahre wie 2022, in denen aufgrund von Trockenheit und Hitze im Sommer ein Einsatz von Maleinsäurehydrazid nicht möglich war und die Kartoffeln physiologisch alt ins Lager kamen, erforderten – trotz Kühlung – die relativ frühe Anwendung eines Keimhemmers im Lager.“ In seinem Lager hat Vienenkötter kein Chlorpropham angewendet und kam für ihn auch vor dem Hintergrund des Wegfalls des Wirkstoffes nicht infrage. So entschied er sich im ersten Jahr dazu, die Kartoffeln ohne weiteren Keimhemmer als FAZOR zu lagern. Obwohl die Einsatzbedingungen für FAZOR optimal waren, konnte er nicht jede Sorte problemlos bis in den Mai lagern. „Teilweise mussten wir die Kartoffeln früh vermarkten.“
Anwendungen in den einzelnen Jahren:
1. Einlagerung Saison 2019/2020
- Kein CIPC, nur Einsatz FAZOR
- Lagerung war gut bis April, allerdings danach starke Verkeimung
2. Saison 2020/2021
- Einsatz FAZOR
- Eine Anwendung mit ARGOS Ende April zum Testen. Ausreichend bis Ende Lagerperiode
3. Saison 2021/2022
- Einsatz FAZOR
- Zwei Anwendungen im Frühjahr – eine Anfang April und eine Anfang Mai
4. Saison 2022/2023
(drittes Jahr mit ARGOS)
- Einsatz FAZOR nicht optimal bzw. da schwierige Bedingungen, teils kein Einsatz
- Anwendung im Herbst (November), da die Kartoffeln besonders auf leichten Standorten aufgrund des heißen Sommers keimten
- Zwei Anwendungen im Frühjahr – eine im April und eine im Mai
Regional und nachhaltig
Aufgrund dieser Erfahrung und durch Zeitschriften und Gespräche mit Berufskollegen wurde Vienenkötter auf ARGOS aufmerksam. So entschloss er sich, das Produkt in der Lagerperiode 2020/2021 einzusetzen. ARGOS ist ein biologisches Keimhemmungsmittel auf Basis von natürlichem ätherischem Orangenöl, das bei Kontakt mit dem Keimling wirkt, indem es zum Austrocknen der Meristeme der entstehenden Keime auf den Knollen führt. In dessen Folge sterben die Keime ab. „In Kombination mit einer mechanischen Kühlung aus regenerativer Energie, der Abpackung in Papiertüten und kurzer Transportwege passt das Orangenöl ARGOS perfekt in das nachhaltige und regionale Konzept unseres Betriebes“, so der Landwirt. „Auch finde ich es wichtig, dass das Produkt erst eingesetzt wird, wenn Bedarf besteht, sprich die Knolle keimt. So vermeide ich unnötige Anwendungen und kann sowohl die Vorlage durch FAZOR als auch meine Kühlmöglichkeiten optimal nutzen.“ Weiterhin berichtet der Landwirt, dass er vor der ersten Anwendung, die er am 26.04.21 durchführte, skeptisch war, ob die Kartoffeln nach der Behandlung mit 100 ml/t ARGOS geschmackliche Veränderungen oder einen intensiven Geruch nach Orange aufweisen. „Dieses wurde ja auch über andere Produkte im Vorfeld diskutiert. Ich bin froh, dass der Orangengeruch nach der ersten Anwendung sowohl in der Lagerhalle als auch an den Kartoffeln nach gut einer Woche verschwunden war.“ Selbstverständlich durfte für die Familie Vienenkötter ein eigener Geschmackstest der frisch behandelten Kartoffeln nicht fehlen, die nach Auskunft des Landwirtes ebenfalls keine Geschmacksveränderung feststellen konnte, obwohl die Knolle zu dem Zeitpunkt noch intensiv nach Orange roch.
Zur Kühlung wird ein Kombi-Kühler eingesetzt. Der Strom dafür kommt von der Solaranlage auf dem Hallendach.
„Frage der ersten Stunde“, weiß der Landwirt zu berichten, „war die Ausbringtechnik und die genaue Anwendung im Lager.“ Da auf dem Hof nur ein alter Swingfogger vorhanden war, der für die Ausbringung von ARGOS nicht zugelassen ist, investierte der Landwirt in ein Kaltvernebelungsgerät Fontan® Starlet des Herstellers Swingtec®. Hiermit machte er sich an die ersten Applikationsversuche.
„Besonders wichtig“, so stellt er fest, „ist die richtige Konzentration des Orangenöls in der Luft, heißt also die Einbringmenge pro Stunde des Produktes muss zum freien Luftvolumen im Lager sowie zur Geschwindigkeit der Ventilation passen. Dies erfordert bei der ersten Applikation ein Herantasten mit einer genauen Beobachtung der Verteilung des Nebels. Schwierig macht es zudem, dass wir bei den Anwendungsterminen immer unterschiedliche Mengen an Kisten haben und diese, je nach Abverkauf der einzelnen Sorte, in einer anderen Aufstellung im Lager stehen. Doch nach mittlerweile drei Anwendungsjahren haben wir alles sehr gut im Griff und das richtige Fingerspitzengefühl für die Ausbringung von ARGOS entwickelt.“
Die Absackeinrichtung im Einsatz mit handlichen 1,5 kg-Papiertüten.
Die Vermarktung der Kartoffeln in Papiertüten passt zum nachhaltigen und regionalen Konzept des Betriebes.
„Wenn uns auch in Zukunft Produkte wie FAZOR und ARGOS zur Verfügung stehen, sehe ich keine Probleme, auch weiterhin Kartoffeln bis in den Juni zu lagern.“
Christoph Vienenkötter
Jede Sorte reagiert anders
„Sicherlich“, so schildert der Landwirt, „gab es in den letzten Jahren immer vereinzelte Kartoffelsorten, hier besonders die frühe Sorte Alexandra, die bei der Applikation schon relativ weit entwickelt waren und den empfohlenen Anwendungstermin eines stecknadelkopfgroßen Keims erreicht hatten, wohingegen Sorten wie Belana noch keine neuen Keime gebildet hatten. Hier lohnt es sich, die Partien zum einen nach ihrer Menge, aber auch anhand der Keimentwicklung zwischen den letzten bzw. vor der letzten Anwendung zu bewerten. Auf Augen, die gerade erst geöffnet sind, aber Keimlinge noch nicht vorhanden, ist keine Wirkung zu erwarten. Hier eignen sich spätere Termine.“ Der Landwirt sagt, dass das Produkt ARGOS in diesem Fall eine Wirkungsreserve erwarten lässt, die auch Keimlinge, die schon zwei cm lang sind, zuverlässig wegbrennt, wenn auch nach seiner Beobachtung die Genauigkeit der Verteilung dann umso wichtiger wird. Auf die Frage hin, wie er die Knollen mit den längeren abgestorbenen Keimen vermarktet, beschreibt er:
„Diese sind kein Problem. Wir haben beobachtet, dass die Keime nach ein bis zwei Wochen nicht nur schwarz, sondern auch leicht brüchig werden. Da die Kartoffeln beim Sortieren und Abpacken auch über eine Bürstenmaschine laufen, bekommen wir diese problemlos abgebrochen. Zudem konnten wir feststellen, dass die Kartoffeln nach dem Einsatz von ARGOS kurz vor dem Auslagern im Ladenregal länger keimfrei liegen, als es nur durch den Einsatz der Bürstenmaschine der Fall gewesen ist.“
Resümee nach drei Jahren
Fazit für Christoph Vienenkötter nach drei Behandlungsjahren mit ARGOS ist, dass er auch in Zukunft an der Kombination von FAZOR im Feld, mechanischer Kühlung und der Kaltverneblung von ARGOS im Lager festhalten wird, umso seinen Kunden nachhaltig möglichst lange keimfreie Kartoffeln anbieten zu können. „Wenn uns auch in Zukunft Produkte wie FAZOR und ARGOS zur Verfügung stehen, sehe ich keine Probleme, auch weiterhin Kartoffeln bis in den Juni zu lagern.“